Die Osteosyntheseverfahren der vier häufigsten bei uns versorgten Frakturen sind:
Distale Radiusfraktur (handgelenksnaher Unterarmbruch)
Der handgelenksnahe Bruch des Unterarms ist mit bis zu 25% der häufigste Knochenbruch des Menschen. Er entsteht meist durch einen Sturz auf die ausgestreckte Hand. Am häufigsten tritt er bei Kindern und Jugendlichen, aber auch bei älteren Frauen mit bereits osteoporotischem (Knochenschwund) Knochen auf. Die Patienten beklagen eine Schwellung im Handgelenk mit schmerzbedingt teils aufgehobener Beweglichkeit. In einigen Fällen ist schon von außen eine Fehlstellung des Handgelenks zu erkennen, dann muss auch auf Gefühls- und Durchblutungsstörungen der Hand geachtet werden.
Nach der klinischen Untersuchung wird ein Röntgenbild des Handgelenks angefertigt. Anhand der Bilder wird dann über die Notwendigkeit einer Operation entschieden. Besteht eine Fehlstellung oder eine Stufe in der Gelenkfläche, die durch alleiniges Eingipsen nicht zu beheben ist, sollte die Fraktur (Knochenbruch) operativ versorgt werden. Dabei wird über einen Hautschnitt längs am handgelenksnahen Unterarm auf der Seite der Handfläche der Frakturbereich freigelegt und die einzelnen Frakturfragmente (Bruchstücke) können wie bei einem Puzzle in ihre anatomische Position zurückgeführt werden. Diese reponierte (eingerichtete) Situation wird mittels einer Plattenosteosynthese fixiert. Dabei hat sich seit den 90er Jahren die winkelstabile Plattenosteosynthese durchgesetzt, weil sie zum einen dem Patienten eine sofortige krankengymnastische Übungsbehandlung erlaubt. Zum anderen kam es bei den früheren nicht-winkelstabilen Implantaten im Verlauf häufiger zu einem erneuten Abkippen der Fraktur mit Ausheilung in Fehlstellung und ggf. damit verbundenem Funktionsverlust.
Nach einer solchen Operation muss der Patient nur kurze Zeit (meist 2-4 Tage) im Krankenhaus bleiben. Schon am ersten Tag wird mit Krankengymnastik begonnen und der Patient wird ohne Gips, sondern nur mit einer Klettverschluss-Orthese entlassen. Nach sechs Wochen ist der Bruch verheilt und der Patient kann anfangen, sein Handgelenk wieder voll zu belasten (Tragen von schwereren Gegenständen, Abstützen).
Oberarmkopffraktur
Die Oberarmkopffraktur ist mit 4-5% aller Frakturen ein häufiger Knochenbruch des Menschen. Die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Alter aufgrund der abnehmenden Knochendichte. Sie entsteht meist durch einen Sturz auf den ausgestreckten Arm. Die Patienten beklagen häufig eine schmerzbedingt aufgehobene Beweglichkeit im betroffenen Schultergelenk mit Ausstrahlung der Schmerzen in den Oberarm. Bei jungen Patienten kommt es aufgrund des erforderlichen größeren Traumas häufiger zu begleitenden Nervenverletzungen.
Nach der klinischen Untersuchung wird ein Röntgenbild der Schulter angefertigt. Anhand der Bilder wird dann über die Notwendigkeit und ggf. die Art einer Operation entschieden. Bei unverschobenen Frakturen (Knochenbrüchen) ist grundsätzlich ein konservatives Vorgehen anzustreben. Für das richtige Operationsverfahren ist entscheidend, in wie viele Teile der Oberarmkopf frakturiert ist. Je mehr Fragmente (Bruchstücke) bestehen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass keine ausreichende Blutversorgung des Oberarmkopfes gewährleistet ist und es im Verlauf zu einer Knochennekrose (Absterben des Knochens) kommt. Für die genaue Beurteilung der Fraktur und für die Operationsplanung wird daher in der Regel eine Computertomographie (CT) zur besseren Beurteilung durchgeführt. Handelt es sich dann um eine Fraktur, bei der eine ausreichende Durchblutung anzunehmen ist, wird über einen Hautschnitt an der Schulter der Frakturbereich freigelegt und die einzelnen Fragmente können wie bei einem Puzzle in ihre anatomische Position zurückgeführt werden. Der reponierte (eingerichtete) Oberarmkopf wird mittels einer winkelstabilen Plattenosteosynthese fixiert. Bei einem Oberarmkopfbruch aus vielen Fragmenten besteht keine ausreichende Durchblutung mehr, so dass hier eine Oberarmkopfprothese implantiert werden muss. Gleiches ist bei einer vollständigen Zerstörung der Gelenkfläche erforderlich.
Nach einer solchen Operation muss der Patient etwa 7-10 Tage im Krankenhaus bleiben. Zunächst wird der Arm in einem Gilchrist-Verband ruhig gestellt, aber schon am ersten Tag wird mit Krankengymnastik aus dem Verband heraus begonnen. Den Gilchrist-Verband braucht der Patient nach etwa einer Woche nicht mehr. Je nach Wunsch des Patienten kann ggf. eine Rehabilitationsmaßnahme angeschlossen werden.
Oberschenkelhalsfraktur
Der Oberschenkelhalsbruch ist eine typische Fraktur des älteren Menschen. Bei jüngeren Menschen ist eine vergleichsweise große Gewalteinwirkung für eine Oberschenkelhalsfraktur erforderlich. Sie entsteht meist durch einen Sturz auf die Hüfte. Die Patienten beklagen mindestens einen ausgeprägten Belastungsschmerz, häufig eine schmerzbedingt aufgehobene Beweglichkeit in der entsprechenden Hüfte mit Immobilisierung, teils auch mit einer typischen Verkürzungs- und Außenrotationsfehlstellung des Beines.
Nach der klinischen Untersuchung wird ein Röntgenbild der Hüfte angefertigt. Anhand der Bilder wird dann über die Art einer Operation entschieden. Ein konservatives Vorgehen ohne Operation ist nur sehr selten möglich. Für das richtige Osteosyntheseverfahren ist die Lokalisation der Fraktur im Bereich des Schenkelhalses entscheidend. Des Weiteren hat eine vorbestehende Arthrose (Gelenkverschließ) in dem Gelenk Einfluss auf das weitere operative Vorgehen. Grundsätzlich werden hüftkopfnahe (mediale) und hüftkopfferne (laterale) Schenkelhalsfrakturen sowie Frakturen im Bereich des großen und kleinen Rollhügels (pertrochantäre Femurfraktur) unterschieden. Bei der hüftkopfnahen Schenkelhalsfraktur spielt die Durchblutung des Hüftkopfes eine entscheidende Rolle. Kann von einer erhaltenen Durchblutung ausgegangen werden, kann kopferhaltend operiert werden. Dabei werden über einen kleinen Hautschnitt an der seitlichen Hüfte drei lange Schrauben durch den Schenkelhals bis in den Hüftkopf eingebracht (Schraubenosteosynthese). Ist die Durchblutung des Hüftkopfes nicht mehr gewährleistet muss eine endoprothetische Versorgung erfolgen. Hierbei kann entweder eine Teilendoprothese ohne Pfannenkomponente oder aber eine Hüfttotalendoprothese bei vorbestehender Arthrose gewählt werden. Bei der hüftkopffernen Schenkelhalsfraktur oder Frakturen im Bereich der Rollhügel wird in der Regel eine intramedulläre (innerhalb des Knochenmarks) Osteosynthese angestrebt. Dabei muss der Frakturbereich nicht freigelegt werden, sondern der Bruch kann über Zug am Bein gerichtet werden und ein Nagel kann über einen kleinen Hautschnitt über dem großen Rollhügel (Trochanter major) in den Markraum zur inneren Schienung eingebracht werden. Dann folgen eine Schraube in der Schenkelhalsachse und ein bis zwei weitere Schrauben weiter fußwärts zur Fixierung. Auch bei dieser Frakturlokalisation ist bei vorbestehender symptomatischer Arthrose die Implantation einer Hüfttotalendoprothese sinnvoll.
Nach einer solchen Operation muss der Patient in der Regel etwa 10-14 Tage im Krankenhaus bleiben. Allein bei der kopferhaltenen Operation mit einer Schraubenosteosynthese ist eine Teilbelastung für 6 Wochen erforderlich. Alle übrigen Versorgungsformen erlauben eine sofortige Vollbelastung. Bereits am ersten Tag wird mit Krankengymnastik und ersten Gehübungen begonnen. Häufig kann je nach Wunsch des Patienten und körperlicher Verfassung vor dem Unfall eine Rehabilitationsmaßnahme angeschlossen werden.
Sprunggelenksfraktur
Die Sprunggelenksfraktur gehört zu den häufigsten Frakturen (Knochenbrüchen) im Erwachsenenalter. Sie entsteht meist durch einen Sturz oder Fehltritt mit Umknicken des oberen Sprunggelenkes. Die Patienten beklagen in der Regel einen deutlichen Belastungsschmerz mit schmerzbedingt teils aufgehobener Beweglichkeit im oberen Sprunggelenk sowie einer häufig ausgeprägten Schwellung mit Druckschmerz im Bereich des Außen- und/oder Innenknöchels. In manchen Fällen ist schon von außen eine Fehlstellung des Sprunggelenkes zu erkennen, dann muss auf Gefühls- und Durchblutungsstörungen des Fußes geachtet werden und eine zügige Reposition (Einrenken) durchgeführt werden.
Nach der klinischen Untersuchung wird ein Röntgenbild des oberen Sprunggelenkes angefertigt. Anhand der Bilder wird dann über die Notwendigkeit einer Operation entschieden. Dabei wird die Stellung der Sprunggelenksgabel beurteilt. Sie wird außen vom körperfernen Wadenbein als Außenknöchel sowie oben und innen (Innenknöchel) vom körperfernen Schienbein gebildet und umfasst das Sprungbein (Talus). Zusätzlich sind das Waden- und das Schienbein durch die Syndesmose, einer festen Bandstruktur, fest zu einer „Gabel“ verbunden. Die intakte Syndesmose ist für die Stabilität im oberen Sprunggelenk entscheidend. Bei einem alleinigen Bruch des Außenknöchels kann diese intakt sein und eine konservative Behandlung ist erlaubt (Weber A Fraktur). Ist der Außenknöchel so gebrochen, dass die Syndesmose mit verletzt ist (Weber B und C Frakturen) ist eine operative Versorgung erforderlich. Dabei wird über einen Hautschnitt direkt über dem Außenknöchel der Frakturbereich freigelegt, die einzelnen Fragmente (Bruchstücke) können wie bei einem Puzzle in ihre anatomische Position zurückgeführt werden und dann mittels einer Zugschraube und einer Drittel-Rohr-Platte fixiert und geschient werden. Bei dieser Reposition ist die exakte Wiederherstellung der Sprunggelenksgabel zur Vermeidung einer späteren posttraumatischen Arthrose (Gelenkverschleiß) entscheidend. Zur Stabilisierung der verletzten Syndesmose wird eine sogenannte Stellschraube durch die angelegte Platte von außen quer durch das Wadenbein bis in das Schienbein eingebracht. Gleichzeitig kann eine Fraktur des Innenknöchels (Bimalleolarfraktur) oder noch zusätzlich eine Fraktur der hinteren Schienbeinkante als Volkmann-Dreieck (Trimalleolarfraktur) bestehen. Diese Frakturen können meist durch eine Schraubenosteosynthese versorgt werden. Besteht bei Notwendigkeit einer Operation jedoch eine ausgeprägte Weichteilschwellung, sollte zunächst die Abschwellung durch Ruhigstellung im Gips und Hochlagerung abgewartet werden.
Die Länge des stationären Aufenthalts nach einer solchen Operation hängt von der Weichteilsituation und der Wundheilung ab. Durch die geringe Weichteildeckung sind Wundheilungsstörungen und Infektionen häufiger als nach anderen Frakturosteosynthesen. Daher erfolgt nach der Operation eine Ruhigstellung in einem Unterschenkelgips bis das Sprunggelenk weitestgehend abgeschwollen ist. Je nach Schwere der Fraktur und Geschick des Patienten an Unterarmgehstützen, kann dann ggf. auch gipsfrei nachbehandelt werden. Alternativ kann eine weitere Ruhigstellung in einer Unterschenkelorthese mit einem speziellen Vakuumstützsystem erfolgen. In der Regel ist bis zur Entfernung der eingebrachten Stellschraube, die 6 Wochen nach der Operation erfolgen kann, nur eine Mobilisation mit 10kg Abrollbelastung erlaubt.